Die Höhlenwohnungen von Rüdlingen

In den steilen Hängen standen einst vier Häuser und ganzen unten am Rhein noch die grosse Mühle. Von dieser aus führte ein schmaler Pfad an den Wohnungen vorbei bis nach Buchberg. Dieser Weg war der Müliweg. Da die Buchberger keine Mühle besassen mussten sie das Getreide zur Rüdlingen-Mühle bringen. Oberhalb der Mühle stand noch ein weiteres Bauernhaus, das 1931 durch einen Brand zerstört wurde. Alfred Keller (1882-1961), Volkskundler aus Rüdlingen führt aus, dass die Häuser an den steilen Hängen bis ins 20. Jahrhundert hinein von Taglöhnern und Korbflechter bewohnt gewesen sein. Diese hatten die Bauplätze an den Steilhängen sozusagen gratis zur Verfügung. Die geologischen topografischen Verhältnisse waren hier besonders günstig, konnten doch die Räume ohne grossen Aufwand in die überhängenden Sandsteinwände gegraben und mit einem Schrägdach abgeschirmt werden. Sie klebten wie Schwalbennester am Hang. Das innere war einfach, strahlte aber mit den aus Ziegeln gehauen Oefen eine gemütliche Wärme aus. Als Höhlenhaus kann eigentlich nur das obersten und an der steilsten Stelle gebautes Gebäude bezeichnet werden. Es ist das einige, das als Vorbau gebaut wurde. Die andern Häuser haben alle einen Giebel. Hier ist unseres Grossmutter Marie Meyer-Matzinger (1896-1990) bei ihrer Grossmutter Marie Elisabetha Matzinger (1852-1917) aufgewachsen. Waiseninspektor Hermann Freuler (1841-1903) besuchte zu seiner Amtszeit diese Höhlenwohnung. Ihm hat es bei dem "Chuttelichuris" sehr gut gefallen. Er musste aber auch nicht täglich den beschwerlichen Pfad bis fast zum Rhein und dann noch den Weg ins Dorf hinein bewältigen.

Dr. J.Früh:  Moderne Höhlenwohnungen der Schweiz    Seite 341
Bild Foto Koch Schaffhausen ca. 1890
Das Foto wurde von der anderen Rheinseite (Ebersberg) her aufgenommen. Rechts oben die Kirche von Buchberg-Rüdlingen. In der Mitte die Felsenburg und links daneben das Höhlenhaus. Die zwei unteren Häuser sind durch die Bäume verdeckt.
Höhlenhaus von Rüdlingen Aufnahme 1890

Anmerkung

Als das Höhlenhaus nicht mehr bewohnt war, wurde es 1919 abgebrochen. Es sollten sich dubiose Gestalten in diesen Räumlichkeiten aufgehalten haben. Das Grundstück Nr. 620  gehört heute der Gemeinde Rüdlingen und hat keinen direkten Zugang zu einer Strasse. Wie die Wegrechte geregelt sind ist mir nicht bekannt. Ein Weg geht über die das Grundstück Mühlehalde 1 und ein weitere Trampelpfad "Müliweg" ist von der Mühlehaldestrasse der bis nach Buchberg führt. In einer Höhle ist eine Messstation für seismische Messungen der ETH Zürich installiert.
Am 2. August 2011 haben wir mit verschiedenen Familienmitgliedern diese Höhlen besucht. Hier noch einige Fotos und ein Videobericht.

Besitzer der Liegenschaften Gebäude Nr. 1-6

Jahr Felsenburg 1 Höhlenhaus Mühlehalde 2 Mühlehalde 1 Mühle Rüdlingen Bauernhaus
00Nr. Kat.616/GB 1(90) Kat. 620/GB 2 (106) Kat 621/GB 3(92) Kat 617/GB 4( )

Kat 241/GB 5(1)

Kat 238/GB 6(91)
1811

Jakob Meyer, Müller

1817 Jakob Meyer, Müller
1832 Jakob Meyer, Müller
1849 Konrad Gehring, Jung
1850 Jakob Meyer, Müller
1853

Georg Gehring, Baliwinkel

Konrad Meyer, Müller

1855

Georg Gehring, Baliwinkel

Konrad Meyer, Müller
1858 Johann Waldvogel
1859

Konrad Meyer, Schuhmacher

Kaspar Matzinger, Oeler
1860 Heinrich Fehr
1861 Jakob Meyer
1862 Heinrich Maag
1863 David Sieber
1864

Konrad Meyer, Schuster

1866 Gemeinde Rüdlingen
1867 Karl Klein
1873 Georg Gehring, Kinder Elisabetha Klein
1875

Joseph Meyer, Tambour

1877 Elisabetha Meyer, Weisenschr. Wittwe
1878 Johannes Meyer, Lehrers
1879 Barbara Sieber
1880 Jakob Breiter, Boten Sohn
1882 Gemeinde Rüdlingen

AG Leu + Co. Zürich

1883 Johann Breiter, Boten
1885 Johannes Winkler, Musiker
1887 A.Gehring, Präsident
1888 Rolf Fischer
1889 Anna Gehring, Wittwe Georg Matzinger
1891 Johannes Meyer, Zieglers
1895

Rudolfs Meyer, Ehefrau

Jakob Meyer, Wächters Frau

Joseph Meyer, Tambour

Johannes Winkler, Gemeinderat
1897 Johannes Meyer, alt Messmer
1899

Joseph Matzinger

1902 Jakob Winkler, Gemeindeschr. Sohn
1903

Eduard Werner

Joseph Gehring, Korbmacher
1906

Albert Meyer, Tambour

1909

Aloisio Meyer-Kaufmann

1912 Hermann Gehring, Gemeinderat
1915 Kaspar Röschli
1916

NOK Baden

1919

abgebrochen

1922

abgebrochen

1925

Jakob Aegerter, 1896, Landwirt

1927

Heinrich Baumann, 1901, Landarbeiter

1930

Erhard Moser, 1879, Kaufmann

1931

abgebrannt

1932

Hermann Birkhard, 1881 Kaufmann

1932

Adolf Gille, 1890, Landwirt

1941

Julius Loretz, 1904, Ziegeleiarbeiter

1946

Alfred Hasler

1947

Fritz Klopfenstein, 1895

1948 Rosmarie Klopfenstein
1949

Ernst Meili, 1920, Gartenbau

1994

Doris Meyer, Zollikerberg

2011 Susanna Barbara Meili Ruggli
2012

Alexander Steiner, Niederglatt

2017 Alexandra Steiner

Gemeinde Rüdlingen

Susanna Barbara Meili Ruggli Benjamin Gerold Hauenstein Kraftwerk Eglisau-Glattfelden AG

Peter Meyer, 1963